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Beiträge mit Schlagwort ‘Kolonialismus’

Ehrung von drei Persönlichkeiten des afrikanischen Widerstands im „Lern-und Erinnerungsort Afrikanisches Viertel“ in Berlin-Mitte

NGO Alliance „Decolonize Berlin“

 

PRESSEMITTEILUNG / PRESS RELEASE (English version below)

 

31.05.2017

 

postkolonial lumumba 

Das Bezirksamt von Berlin-Mitte und die von ihm einberufene, mehrheitlich afrikanische bzw. Schwarze Auswahljury haben Alternativvorschläge für die zwischen 1902 und 1939 nach den drei Begründern der deutschen Kolonien in Afrika Adolf Lüderitz, Gustav Nachtigal und Carl Peters benannten Straßen/Plätze im zukünftigen „Lern- und Erinnerungsort Afrikanisches Viertel“ eingebracht.

 

Mit Ana Nzinga (1583-1663), Yaa Asantewaa (ca.1840-1921) und Martin Dibobe (1876-ca.1921) sind dabei drei herausragende Persönlichkeiten des afrikanischen Widerstandes gegen die koloniale Unrechtsherrschaft Portugals in Angola, Großbritanniens in Ghana bzw. Deutschlands in Kamerun in die erste Wahl genommen worden.

 

Tahir Della, Jurymitglied für die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland – ISD: „Wir begrüßen die von der Jury erarbeiteten Vorschläge, vor allem aber freuen wir uns über die Wahl des prominenten Deutsch-Kameruners Martin Dibobe. Der Zugführer bei der Stadtbahn hat 25 Jahre in Berlin gelebt und sich 1919 ganz entschieden für die Gleichberechtigung der Menschen in und aus den deutschen Kolonien in Afrika eingesetzt. Es wäre ein Zeichen der historischen Gerechtigkeit, wenn Martin Dibobe aus Kamerun den Begründer der Kolonie Kamerun und bisherigen Namensgeber des Nachtigalplatzes, Gustav Nachtigal, ersetzen würde.“

 

In einem Offenen Brief an den Regierenden Bürgermeister Michael Müller haben bundesweit mehr als 50 Organisationen und Institutionen den Berliner Senat und das Bezirksamt von Berlin-Mitte dazu aufgefordert, auch die bereits 1986 ohne Namensänderung „umgewidmete“ Petersallee zu Ehren einer afrikanischen Persönlichkeit umzubenennen.

 

Christian Kopp von Berlin Postkolonial: „Mit der Petersallee haben die Nazis einen rassistischen Massenmörder geehrt, der am Kilimanjaro in Tansania bis heute als mkono wa damu (Hand mit Blut) und in Deutschland als ‚Hängepeters’ bekannt ist. Wie könnten wir bei unseren kritischen Stadtführungen durch den entstehenden, europaweit einzigartigen ‚Lern- und Erinnerungsort Afrikanisches Viertel’ das Festhalten an einem solchen Straßennamen erklären?“ 

 

Offener Brief zur Umbenennung der Petersallee:

http://www.berlin-postkolonial.de/cms/index.php/9-news/kurzmeldungen/124-offener-brief-petersallee

 

Kontakt:

Tahir Della (ISD-Bund): tahirdella(at)isdonline.de, 01525 421 7327

Christian Kopp (Berlin Postkolonial), buero(at)berlin-postkolonial.de, 01799 100 976

 

 

+++English Version +++

 

Berlin-Mitte to change three colonial street names to honour African anti-colonial figures

 

The district authority of Berlin-Mitte and a selected jury composed of a majority of African or Black members have introduced alternative names for two streets and a square which, until today, have celebrated the founders of Germany’s former colonies on the African continent: Adolf Lüderitz, Gustav Nachtigal and Carl Peters. These renamings are the stepping stones of a future “site of memory” in Berlin’s so-called “African Quarter.”

 

Ana Nzinga (1583-1663), Yaa Asantewaa (ca.1840-1921) and Martin Dibobe (1876-ca.1921) are three exemplary figures that best represent African resistance to colonial rule and oppression, respectively against Portugal in Angola, Britain in Ghana, and Germany in Cameroon. These are the jury’s first choice for the ongoing renaming process.

 

Tahir Della, jury member representing the ISD (Initiative of Black People in Germany) acclaims this effort: “We welcome the jury’s proposal and, above all, we fervently support the choice for notorious German-Cameroonian Martin Dibobe. This train conductor for the suburban railway lived in Berlin for 25 years. From 1919 onwards, he actively campaigned for the equality and the rights of African people in former German colonies and those employed in Germany. If Martin Dibobe replaces the founder of the German colonial territory in Cameroon, Gustav Nachtigal, the renaming of this square (Nachtigalplatz) will become a symbol of historical justice.”

 

In an open letter to the current Berlin mayor Michael Müller, fifty organisations and institutions throughout Germany have asked the Berlin senate and the district authority to opt for an apparent change in the case of the Petersallee. Although no street sign was put down, an invisible renaming from Carl Peters to Hans Peters already took place in 1986. The initiative calls for a visible renaming that would honour an eminent African figure.

 

Christian Kopp, founding member of Berlin Postkolonial, reveals that “the Nazis deliberately chose to celebrate a racist mass murderer when they designed the Petersallee (“Peters Avenue”) in 1939. Carl Peters is still known in the Kilimanjaro region in Tanzania as mkono wa damu, ‘the bloody hand,’ and in Germany, he was nicknamed Hängepeters, ‘Peters who hangs.’ When we do critical guided tours and lead visitors through this unique cityscape loaded with the memory of colonialism, how can we explain to our guests the stubbornness to cling to such figures in the public sphere?”

 

Open letter for the renaming of the Petersallee (in German):

http://www.berlin-postkolonial.de/cms/index.php/9-news/kurzmeldungen/124-offener-brief-petersallee

 

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Bündnis „Decolonize Berlin“: Offener Brief zur Umbenennung der Petersallee im „Lern- und Erinnerungsort Afrikanisches Viertel“

postkolonial lumumba

An den Regierenden Bürgermeister von Berlin
Michael Müller
An den Senator für Kultur und Europa
Dr. Klaus Lederer
An den Bezirksbürgermeister von Berlin-Mitte
Stephan von Dassel

30. Mai 2017
OFFENER BRIEF
zur Umbenennung der Petersallee im „Lern- und Erinnerungsort Afrikanisches Viertel“

Sehr geehrter Herr Müller,
sehr geehrter Herr Dr. Lederer,
sehr geehrter Herr von Dassel,

nach Jahrzehnten der wachsenden öffentlichen Kritik, die zuallererst von den in Berlin lebenden Nachfahren Kolonisierter geäußert wird, hat die BVV von Berlin Mitte am 19.05.2011 beschlossen, „das Afrikanische Viertel zu einem Lern- und Erinnerungsort über die Geschichte des deutschen Kolonialismus, seine Rezeptionsgeschichte sowie über den Unabhängigkeitskampf der afrikanischen Staaten“ zu entwickeln (Drucksache 2110/III).

Auf dem Weg dorthin wurde 2012 eine erste kritische Informations-Stele errichtet und 2012-2015 durch Expert_innen der Afrikanischen/Schwarzen Community das bundesweit einzigartige Bezirksprojekt „Lern- und Erinnerungsort Afrikanisches Viertel – LEO“ erfolgreich realisiert. Im Rahmen von zahlreichen Bildungsveranstaltungen des LEO-Projekts und mehr als 100 Stadtführungen durch unsere Bündnisgruppen wurden in den vergangenen Jahren jeweils Hunderte von Besucher_innen und Bewohner_innen Berlins kritisch über den deutschen Kolonialismus und über die persönliche Verantwortung der drei Begründer der deutschen Kolonien in Afrika informiert, die hier in Deutschlands größtem kolonialpropagandistischen Flächendenkmal während der
Kolonial- bzw. NS-Zeit durch Straßenbenennungen geehrt wurden.

Im Ergebnis dieses breitenwirksamen Aufklärungsprozesses hat die BVV am 17. März 2016 das Bezirksamt beauftragt, „Umbenennungsvorschläge für die Petersallee, die Lüderitzstraße und den Nachtigalplatz“ vorzulegen, um drei „Persönlichkeiten – insbesondere Frauen – der (post-)kolonialen Befreiungs- und Emanzipationsbewegung aus Ländern Afrikas“ zu ehren (Drucksache 2568/IV). Die Berliner Bevölkerung, die aufgerufen wurde, Namensvorschläge für die Neubenennung dieser drei kolonialen Erinnerungsorte einzureichen, hat dafür zahlreiche Persönlichkeiten vorgeschlagen. Die vom Bezirksamt beauftragte Jury arbeitet derzeit an einer Vorauswahl.

Berlin ist damit auf dem Weg, sein Kolonialviertel im Wedding zu einem Lern- und Erinnerungsort umzugestalten, der den bislang irreführenden Namen Afrikanisches Viertel wirklich verdient. Die Stadt hat die großartige Gelegenheit, ein europaweit einmaliges und beispielgebendes Flächendenkmal zu schaffen, in dem der deutsche und europäische Kolonialismus kritisch thematisiert und der afrikanische Widerstand gewürdigt wird.

Nicht zuletzt mit Hinsicht auf die aktuelle UN-Dekade für Menschen afrikanischer Herkunft und auf die entsprechenden Koalitionsvereinbarungen der Berliner Regierungsfraktionen (S. 124) begrüßen das NGO-Bündnis „Decolonize Berlin“ und die hier unterzeichnenden Organisationen und Institutionen diesen Prozess, den sie selbst mit initiiert haben. Gerade deswegen müssen wir jedoch Einspruch erheben, wenn nun gerade die Straße mit dem unerträglichsten Namen – die 1939 von den Nazis nach dem berüchtigten Kolonialverbrecher Carl Peters (1856-1918) benannte Petersallee – von der bereits beschlossenen Umbenennung wieder ausgenommen werden soll.

In Würdigung des antikolonialen Widerstands hatten Die Grünen (damals AL) bereits 1986 die Umbenennung der Allee zu Ehren einer Persönlichkeit des afrikanischen Unabhängigkeitskampfes gefordert. Der Bezirk lehnte die vorgeschlagene Ehrung von Afrikaner_innen damals ab und reagierte stattdessen mit einer „Umwidmung“ der Straße, begleitet von der Anbringung einzelner Zusatzschilder mit der Aufschrift „Prof. Dr. Hans Peters – Stadtverordneter“. Ein solches Vorgehen ist in dieser Stadt wohl einzigartig und uns weder von den zahlreichen Straßenumbenennungen mit
nationalsozialistischen noch mit kommunistischen Namensgeber_innen bekannt.

Mit Blick auf die Schaffung eines dekolonisierten „Lern- und Erinnerungsortes Afrikanisches Viertel“ hat sich die Mehrheit der Bezirksverordneten nun endlich zur Korrektur dieses fragwürdigen Beschlusses entschieden. Überzeugend begründet wurde dies eher pragmatisch als prinzipiell damit, dass sich die bloße „Umwidmung“ der Allee als nicht hinreichende Distanzierung von der NSGlorifizierung des Kolonialverbrechers Carl Peters erwiesen hat, über die heute weit mehr Menschen im Bilde sind als noch vor 30 Jahren.

So wird der Beschluss des Bezirkes von 1986 von den meisten Teilnehmenden der Bildungsrundgänge durch den Lern-und Erinnerungsort schon jetzt als äußert fragwürdiger Umgang mit der deutschen Kolonial- und NS-Geschichte sowie als Widerstand gegen die Ehrung verdienter afrikanischer Persönlichkeiten in Berlin bewertet. Wieviel eher wird die Umwidmung der Petersallee aber erst im räumlichen und historischen Kontext des zu gestaltenden „Lern- und Erinnerungsortes Afrikanischen Viertel“ als historisch verantwortungsloser Etikettenschwindel beurteilt werden, wenn die Allee neben den Straßen für zwei afrikanische Persönlichkeiten zu finden ist?

Als weitere Begründung für eine Umbenennung der Petersallee wurde zu Recht angeführt, dass Prof. Dr. Hans Peters (1896-1966), verdienter Widerständler gegen den Nationalsozialismus, mit einer aus der Not geborenen „Umwidmung“ der Allee alles andere als die ihm zustehende Würdigung erfährt. In der Tat kann doch wohl nicht ernsthaft von einer Ehrung die Rede sein, wenn der für verfolgte jüdische Mitbürger_innen eintretende Staatsrechtler als Ersatzmann für ein rassistisches NS-Idol gleichen Nachnamens herhalten muss.

Den von der zuständigen Bezirksstadträtin auf der Sitzung des Ausschusses für Bildung und Kultur am 10.5.2017 vorgebrachten Einwand, dass die Umbenennung der Petersallee laut Ausführungsvorschrift zum Straßengesetz nicht möglich wäre, weil dem jetzigen Namensgeber Prof. Dr. Hans Peters nichts vorzuwerfen sei, halten wir daher für absurd. Für uns lässt sich dies nur als Ausdruck fehlenden politischen Willens zur vollständigen Umsetzung der BVV-Beschlüsse von 2011 und 2016 interpretieren.

Wir rufen den Berliner Senat und das Bezirksamt von Berlin Mitte nachdrücklich dazu auf, die Beschlüsse der BVV Berlin Mitte zur konsequenten Dekolonisierung des „Lern- und Erinnerungsortes Afrikanisches Viertel“ umzusetzen und den Widerständler Prof. Dr. Hans Peters noch vor der Bundestagswahl im September 2017 mit der Benennung einer neu angelegten Straße außerhalb des Viertels zu ehren.

Bündnis „Decolonize Berlin“
AfricAvenir International
Amnesty International, Themengruppe Antirassismus
BER | Berliner Entwicklungspolitischer Ratschlag
Berlin Postkolonial
glokal
ISD | Initiative Schwarze Menschen in Deutschland
Tanzania-Network.de
Unterstützt von:
Akademie der Künste der Welt, Köln
ADEFRA roots
AfricAvenir International, Windhoek
afrika-hamburg.de
AK Kritische Theaterpädagogik
AKS | Arbeitskreis Kritische Soziale Arbeit Berlin
Annemie Vanackere (Intendantin HAU Hebbel am Ufer) und das Team des HAU Hebbel am Ufer
Art Labour Archives
ARiC | Antirassistisch Interkulturelles Informationszentrum Berlin
Barnimer Kampagne „Light me Amadeu“, Eberswalde
BE.BOP. BLACK EUROPE BODY POLITICS
Bündnis gegen Rassismus
Bündnis „Hände weg vom Wedding“
Bündnis „No Humboldt 21!“
Bündnis „Völkermord verjährt nicht!“
Carpus
Decolonize Bremen
Dresden Postkolonial
Flinn Works
freedom roads! koloniale straßennamen | postkoloniale erinnerungskultur
GSE | Gesellschaft für Solidarische Entwicklungszusammenarbeit Berlin-Brandenburg
hannsjana
Initiative Barnim für alle
Initiative Intersektionale Pädagogik
Inssan
IPW | Initiative Perspektivwechsel
Initiative ZusammenLeben
IDB | Institut für diskriminierungsfreie Bildung
Interkulturelles Frauenzentrum S.U.S.I.
KiK | Kolonialismus im Kasten?
Kontakt- und Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt, Bernau
Label Noir
MEPa | Migration, Entwicklung, Partizipation
Migrationsrat Berlin-Brandenburg
Move Global – Berliner Verband migrantisch-diasporischer Organisationen in der Einen Welt
[muc] münchen postkolonial
NARUD
Redaktion der Zeitschrift „PERIPHERIE. Ökonomie * Politik * Kultur“
Phoenix
Postcolonial Potsdam
Projekt „Nicht ohne meinen Glauben“
Sabisa – performing change
schwarzweiss
SOS Rassismus Barnim
Studierendenkreis Postkoloniales Berlin
SDHG | Schwarze Diaspora Hochschulgruppe Uni Potsdam
Theaterwerkstatt KURINGA
Transnational Decolonial Institute

Ovaherero und Nama fordern Beteiligung an Regierungsverhandlungen und Reparationen für einen kommunalen Aufbau-Fonds

postkolonial lumumba

Berlin Postkolonial & Ovaherero Paramount Chief Vekuii Rukoro

 

*PRESSEMITTEILUNG*

 

*09.01.2017*

 

*Völkermordklage gegen Deutschland: Ovaherero und Nama fordern _keine_ „individuellen Entschädigungen“. Sie drängen auf Beteiligung an Regierungsverhandlungen und Reparationen für einen kommunalen Aufbau-Fonds.*

Auf die am 5.1.2017 beim Bundesgericht in New York durch Ovaherero- und Namavertreter eingereichte Sammelklage gegen die Bundesrepublik gab es von deutscher Seite zahlreiche Pressereaktionen. Dabei wurden leider auch von renommierten Medien gravierende Fehlinformationen verbreitet, welche zur Diskreditierung der vom Genozid betroffenen Gemeinschaften beitrugen. So berichtete beispielsweise /Spiegel Online/ am 6.1.2017 irreführend davon, dass sich die Bundesrepublik Deutschland bereits 2016 offiziell für den Völkermord entschuldigt hätte. Dabei haben beschämenderweise bisher weder der Bundestag, noch die Bundesregierung oder der Bundespräsident die Nachfahren der Opfer des Völkermords um Vergebung gebeten.

Noch gravierender ist jedoch die vom Evangelischen Pressedienst (EPD) verbreitete und von zahlreichen Zeitungen aufgegriffene Behauptung des Sonderbeauftragten der Bundesregierung, Ruprecht Polenz (CDU), den Klägern würde es „um persönliche Geldentschädigung an Nachfahren früherer Opfer gehen“. Obwohl es die Bundesregierung nach dem Pressesprecher des Auswärtigen Amtes Schäfer bislang „bewusst unterlassen“ hat, offizielle Gespräche mit den Nachfahren zu führen, war dies schon vorher öfter behauptet worden. Die Verbände der bis heute von ihrem Land vertriebenen, oft in bitterer Armut lebenden Ovaherero und Nama haben dagegen immer wieder betont, dass sie _keine_ individuellen Entschädigungen fordern würden.

In ihrer jetzt eingereichten Klage unterstreichen die Ovaherero und Nama vielmehr, dass sie die von Deutschland verlangten Wiedergutmachungszahlungen zur Einrichtung eines kommunalen „Aufbau-Fonds“ (Constructive Trust) einsetzen wollen. Die Größe dieses Fonds soll dem von Deutschland zu bestimmenden Wert des ihnen im Zuge des Völkermordsgeraubten Landes, Viehs und Eigentums entsprechen. Zudem soll in diesen Fonds eine empfindliche Geldstrafe einfließen, die Deutschland auch in Zukunft von derart „eklatanten und empörenden Völkerrechtsbrüchen“ abhalten soll (siehe Klageschrift im Anhang, Art. 82).

 

*Ovaherero Paramount Chief Vekuii Rukoro zur Richtigstellung der Aussagen des deutschen Sonderbeauftragten: *

„Mr Polenz was obviously caught with his pants down and, in an effort to cover his embarrassment, he resorted to the standard tactic of modern German Foreign Office – telling naked lies about his adversaries! Mr Polenz must, however, outgrow this paternalistic and imperialistic attitude and tendency of always wanting to speak for and on behalf of Africans! Those days are gone and we, the Ovaherero and Nama of Namibia will not allow him or his Government to put words into our mouths.

At no stage, ever, has any Ovaherero or Nama official spokesperson of our Genocide and Reparation Movement put forward the proposition of INDIVIDUAL MONETARY COMPENSATION as falsely alleged by Mr Polenz. This is a blatant lie intended to mislead German public opinion as they have done over a hundred years regarding the genocide issue itself! It is a calculated misrepresentation to deliberately discredit our legitimate and justified campaign for restorative justice.

The Ovaherero and Nama demand is on record and has always been for COLLECTIVE REPARATIONS on behalf of the DESCENDANTS of the VICTIM COMMUNITIES who were the subjects of OFFICIAL GENOCIDE committed by the German State. The Ovaherero of today, for example, are the lawful heirs of the 115,830 square miles of land that our ancestors lost to German and other settlers as a direct result of the Genocide and German expropriations without compensation. Such reparations are due and payable to us as a People COLLECTIVELY. Moreover, we are capable of proving that these descendants, THEMSELVES, have been and continue to be VICTIMS of the effects of that German genocide, and hence, as a GROUP of people are entitled to claim compensation!

Finally, it is exactly to prevent such misrepresentations by third parties that our People rightfully demand and insist to be represented by their own leaders at any negotiations involving the German and Namibian Governments on the question of genocide and reparations. This is exactly what Chancellor Konrad Adenauer did when he insisted on discussions with both the Israeli State and representatives of the Jewish people. Why should we Africans be treated differently? The German people must understand one political reality: their cheque book diplomacy has limitations; any agreement which does not include the leaders who represent the overwhelming majority of the affected people, will be totally meaningless! We shall consider it a final declaration of war against us and then Germany must take responsibility for the consequences that will follow such uncalled for provocation!“

 

Aufruf zum 10. Gedenkmarsch zur Erinnerung an die afrikanischen Opfer von Versklavung, Menschenhandel, Kolonialismus und rassistischer Gewalt.

postkolonial lumumba

Das Komitee für ein afrikanisches Denkmal in Berlin (KADIB) veranstaltet am 27.02.2016 in Berlin den 10. Gedenkmarsch zur Erinnerung an die afrikanischen Opfer von Versklavung, Kolonialismus und rassistischer Gewalt. Dieser Gedenkmarsch wurde ins Leben gerufen, um der Forderung nach Anerkennung der Verbrechen gegen Schwarze Menschen und Menschen afrikanischer Herkunft Nachdruck zu verleihen.
Als Datum für diesen jährlichen Gedenktag haben wir den letzten Samstag im Februar (Ende der Berliner Afrika-Konferenz von 15. Nov. 1884 – 26. Feb. 1885) ausgewählt, auf der Afrika vor 130 Jahren unter den europäischen Kolonialmächten willkürlich aufgeteilt wurde. Völkermorde, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Zwangsarbeit, kulturelle Genozide, politische und ökonomische Ausbeutung und Unterdrückung sind die verheerenden Folgen des Kolonialismus. Mehr als 30 Millionen Afrikaner wurden Opfer von Versklavung und kolonialer Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Die von Deutschland an den Herero und Nama begangenen Völkermorde in Namibia und die Kriegsverbrechen in Tansania (Maji-Maji-Krieg) warten immer noch auf offizielle Anerkennung. Hunderttausende Menschen afrikanischer Herkunft sind auf Seiten der Alliierten für die Befreiung Deutschlands vom Naziregime gefallen. Schwarze Deutsche wurden von den Nazis zwangssterilisiert oder in den Konzentrationslagern ermordet.
Trotz internationaler Verpflichtungen (UN-Erklärung von Durban 2001) gibt es in Berlin jedoch immer noch keine Gedenkstätte für die afrikanischen Opfer von Versklavung, Kolonisierung und Naziverbrechen und es sind bis heute nur wenige Schritte zur Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte unternommen worden.

So tragen zahlreiche Straßen noch immer die Namen von Kolonialverbrechern und den Profiteuren der Versklavung. So hält Berlin gegen den erklärten Willen der afrikanischen Community bis heute an der rassistischen Bezeichnung der „M-Straße“ fest, die auf den Brandenburger Handel mit Versklavten zurückgeht. So will die Bundesregierung 2019 das Humboldt-Forum im Berliner Schloss eröffnen, in dem die wertvollsten Kulturschätze, die sich die deutschen Kolonialherrscher angeeignet haben, präsentiert werden sollen. So verweigert Deutschland bis heute die Rückgabe Tausender menschlicher Gebeine, die während der Kolonialzeit in Afrika und anderen Teilen der Welt für rassistische Forschungen geraubt wurden.

Seit dem ersten Marsch 2006 haben sich jedes Jahr mehr Menschen an unserem Gedenkmarsch beteiligt – im letzten Jahr waren mehrere Hundert dabei. Wir rufen Euch auf, auch 2015 gemeinsam mit uns auf die Straße zu gehen und unsere Forderung nach einem zentralen Denkmal zu unterstützen: Die Opfer von Versklavung, Kolonialismus und rassistischer Gewalt dürfen nicht vergessen sein!

Gedenkmarsch: 27.02.2016 , Treffpunkt: 11:00 Uhr, Wilhelmstr. 92 , 10117 Berlin

Wenn Sie die Arbeit vom Komitee für ein afrikanisches Denkmal in Berlin unterstützen möchten, können Sie gern Ihre Spenden auf folgendes Konto überweisen:

Kontoinhaber:

Arbeitskreis Panafrikanismus München e.V.

GLS Bank

BIC: GENODEM1GLS

IBAN: DE71 4306 0967 8202 6377 00

Kennwort: afrikanisches Denkmal

(Spendenbescheigung für Spenden ab 20,00 Euro)

Mitveranstalter: Zentralrat der afrikanischen Gemeinde in Deutschland (Afrika-Rat – Dachverband afrikanischer Vereine und Initiativen Berlin Brandenburg, Afrikanischer Dachverband Norddeutschland – ADV-Nord, Afrikarat Norddeutschland, Arbeitskreis Panafrikanismus München, Afrikabund Hamburg, Pan-African Women Liberation & Empowerment Organisation – PAWLO Germany e.V., Global Afrikan Congress) Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD-Bund), The voice refugees, Initiative in Gedenken an Oury Jalloh, AFROTAK TV cyberNomads, Berliner Entwicklungspolitischer Ratschlag BER, Berlin Postkolonial, AfricAvenir International, Black Nation Germany und Joliba.

 

 

10th memorial march in remembrance of the african victims of enslavement, trade with enslaved people, colonial occupation and racist violence

Date: 27.02.2015
Time: 11:00 h am
Start: Wilhelmstr. 92 , 10117 Berlin

The Committee for the construction of an african memorial in Berlin (KADIB) organises on 27th February 2016 the 10th in remembrance of the african victims of enslavement, trade with enslaved people, colonial occupation and racist violence.
This memorial march was initiated in order to stress the claim for recognition of the crimes against black people/people of African descent (slavery, colonialism, genocide, prosecutions and forced sterilizations by the NS regime, racist murders).

We chose the date for the day of remembrance according to the last day of the Congo conference
(15.11.1884 – 26.02.1885), also called Berlin conference, during which Africa was arbitrarily divided by bloodthirsty colonial powers.

NGO-Bündnisses „Völkermord verjährt nicht!“: Hereros müssen draußen bleiben: Das koloniale Erbe der Berliner Wissenschaft und Politik

postkolonial lumumba
PRESSEMITTEILUNG
12.10.2015

Hereros müssen draußen bleiben: Das koloniale Erbe der Berliner Wissenschaft und Politik Die Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte (BGAEU) hat einer Gruppe Ahnen- und Genozidforscher/innen der Herero Community aus den USA den Zutritt zu ihrer umfangreichen Sammlung menschlicher Gebeine aus der Kolonialzeit verweigert. Auch die am 14.10. über den Genozid an den Herero und Nama diskutierenden Bundestagsausschüsse halten ihre Türen für die Nachfahren der Opfer verschlossen.

Auf Einladung des NGO-Bündnisses „Völkermord verjährt nicht!“ sind am Wochenende Vepuka Kauari und Barnabas Katuuo von der Ovaherero-Ovambanderu Genocide Association in the USA (OGA) sowie Dr. Kavemuii Murangi und Jephta Nguherimo vom OvaHerero/Mbanderu and Nama Genocides Institute (ONGI) in Berlin eingetroffen. Die Vertreter/innen der amerikanischen Herero-Diaspora wollen am Colonial Reparation Day (12.10.) in Berlin und Hamburg über den Völkermord an ihren Vorfahren 1904-08 berichten und sich für symbolische und materielle Reparationen für die damals enteigneten Gemeinschaften einsetzen.

Für Dienstag, den 13.10. haben sie Zugang zur anthropologischen Rudolf-Virchow-Sammlung der BGAEU im Museum für Vor- und Frühgeschichte der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) beantragt. Sie wollen die zu rassistischen Forschungen verschleppten Gebeine ihrer Vorfahren aus der ehemaligen Kolonie „Deutsch-Südwestafrika“ sehen. Am 14.10. beabsichtigen sie, an den Diskussionen um die Oppositionsanträge zum Völkermord in den zuständigen Bundestagsausschüssen für Auswärtige Angelegenheiten, Entwicklung und Menschenrechte teilzunehmen.

Doch offenbar sind die Herero in Berlins Institutionen nicht willkommen, auch wenn dort allerorts versichert wird, dass man sich der „historischen und ethischen Verantwortung bewusst“ wäre. So lehnte Prof. Wolfram Schier (FU Berlin), der Präsident der BGAEU – die „ihre“ Schädel und Gebeine im Internet zur (kostenpflichtigen) Forschung anbietet – die Besuchsanfrage der Herero-Forscher/innen ab. Die Gesellschaft, heißt es in seiner kurzen Mail, könne „einen wissenschaftlichen Zweck der Besichtigung oder Untersuchung der menschlichen Gebeine nicht erkennen“.

Auch in den Bundestagsausschüssen will man die Herero-Expert/innen nicht empfangen:

MdB Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) antwortete auf ihre höfliche Anfrage: „Die Sitzungen des Auswärtigen Ausschusses des Deutschen Bundestages sind NICHT ÖFFENTLICH.“ Wenig später folgte auch die Absage des Ausschusses für Menschenrechte und es steht zu befürchten, dass ihnen auch der Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung weder ein Rederecht noch einen Beobachterstatus gewähren wird.

Der Berliner Herero-Aktivist Israel Kaunatjike vom Bündnis „Völkermord verjährt nicht!“ betont, dass die Herero dies nicht einfach akzeptieren und gegebenenfalls vor den geschlossenen Toren der BGAEU und des Bundestages stehen werden: „Es ist unglaublich, wie wir Herero von Deutschland behandelt werden: Im Juli hat uns der Bundespräsident vor der Tür abgefertigt. Nun schließt man uns von den in der Kolonialzeit geraubten Gebeinen unserer Ahnen aus, die hier offenbar noch immer als „Urmenschen“ betrachtet werden und der Untersuchung durch westliche Forscher vorbehalten sind. Bei den Genozid-Debatten in den Ausschüssen des Bundestags dürfen wir nicht dabei sein und auch auf Regierungsebene laufen die namibisch-deutschen Verhandlungen zum Thema über unsere Köpfe hinweg. Ich rufe alle solidarischen Kräfte zum entschlossenen Widerstand gegen diese unerträgliche Arroganz und Intransparenz auf!“

Termine des Besuchsprogramms „Not about us without us!“ 12.-14.10.2015: 
12.10.2015 um 17:00 Uhr im Sonnin-Saal im Haus der Patriotischen Gesellschaft, Trostbrücke 6, 20457 Hamburg: Podiumsdiskussion mit Dr. Kavemuii Murangi, Jephta Nguherimo vom OvaHerero/Mbanderu and Nama Genocides Institute (ONGI) und Prof. Jürgen Zimmerer von der Uni Hamburg, Moderation: Anke Schwarzer vom Eine Welt Netzwerk Hamburg

12.10.2015 um 19:30 Uhr im Betahaus Berlin, Prinzessinnenstraße 19/20: Panel mit Vepuka Kauari und Barnabas Katuuo von der Ovaherero-Ovambanderu Genocide Association in the USA (OGA), Prof. Reinhart Kößler und Nicolai Röschert von AfricAvenir/Bündnis „Völkermord verjährt nicht!“, Moderation: Sharon D. Otoo von der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD-Bund)

13.10.2015 um 10:00 Uhr auf dem Garnisonsfriedhof am Columbiadamm 122, 10965 Berlin: Gemeinsamer Besuch des „Namibia-Steins“ und Ehrung der Opfer der deutschen Kolonialherrschaft in Namibia und des Genozids von 1904-08 13.10.2015 um 13:00 Uhr, Geschäftsstelle der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte (BGAEU), Museum für Vor- und Frühgeschichte, Geschwister-Scholl-Str. 6, 10117 Berlin: Besuch der anthropologischen Rudolf-Virchow-Sammlung

13.10.2015 um 19:00 Uhr in der Galerie Scriptings, Kameruner Straße 47, 13351 Berlin: Praxisworkshop mit den Herero-Aktivist/innen, Moderation: Tahir Della (ISD) und Christian Kopp (Berlin Postkolonial)

14.10.2015 um 12:00 Uhr am Haupteingang des Bundestages, Platz der Republik 1, 11011 Berlin: Gemeinsame Protestkundgebung
https://www.facebook.com/events/507459506083028/
http://genocide-namibia.net/

Bündnis „Völkermord verjährt nicht!“,

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